Burschenschaftlicher Betrieb

Der Betrieb in einer Burschenschaft zeichnet sich durch eine Fülle von Veranstaltungen zu unterschiedlichen Anlässen aus.

Natürlich wird darauf Bedacht genommen, daß neben Veranstaltungen und Aktivitäten, die in erster Linie der Weiterbildung sowie der politischen Betätigung dienen, auch das gesellige Leben nicht zu kurz kommt. Wie erwähnt, nimmt die lebenslange Mitgliedschaft sowie die lebenslange Freundschaft unter den Mitgliedern einen besonderen Stellenwert ein. Deren Pflege durch entsprechende Zusammenkünfte, bei denen sich Jung und Alt gelegentlich auch mit Familie treffen, ist daher unabdingbar und selbstverständlich.

Die Kneipe

In Fortführung alter studentischer Traditionen bilden die Kneipen den Kern des geselligen Lebens in einer B!. Der geregelte Verlauf einer Kneipe folgt Bräuchen, welche über Generationen gepflegt wurden. Die Kneipe wird von Chargierten geleitet, die in festlichem Wichs gekleidet sind, was den feierlichen Charakter der Veranstaltung unterstreicht. Als Wichs bezeichnet man die aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammende studentische Festtracht, bestehend aus Stulpenstiefeln, weißer Hose, dreiviertelt langem Samtrock (genannt Flaus), Stulpenhandschuhen, Schärpe, Barett oder tönnchenförmigem Cerevis als Kopfbedeckung, sowie dem Farbenschläger. Die Kneipe gliedert sich in einen offiziellen und einen inoffiziellen Teil.

Im offiziellen Teil werden die Anwesenden vom Sprecher begrüßt. Sie behalten, um den feierlichen und geordneten Ablauf der Kneipe nicht zu stören, im allgemeinen ihren Sitzplatz an der Kneiptafel. Der Sprecher leitet den Fortgang und kündigt die im Laufe des Abends gemeinsam gesungenen studentischen Lieder an. Dem Anlaß entsprechend, wird üblicherweise eine kurze Rede gehalten. Im Kolloquium (den Pausen zwischen den Ankündigungen des Sprechers, Liedern und Rede) bleibt genügend Zeit für freundschaftliche Gespräche und bundesbrüderlichen Erfahrungsaustausch.

Am Ende des offiziellen Teils treten die Chargierten ab. Im anschließenden inoffiziellen Teil werden Lieder, meist ausgelassener Art gesungen, die dem ungezwungenen Charakter dieses Festabschnittes entsprechen.

Kneipen werden regelmäßig zu Beginn und Ende eines Semesters veranstaltet, um diese feierlich zu begehen. Während des Semesters stehen beispielsweise die als Maibowle bezeichnete Maikneipe, die Sturm- und Maronikneipe, die Hubertuskneipe mit traditionellem Preisschießen, eine Feuerzangenbowle und die als Julkneipe bezeichnete Weihnachtsfeier (Julfest = Mittwinterfest) und andere mehr an. Jede Burschenschaft pflegt unabhängig im Rahmen ihres Semesterprogramms ihre eigenen Veranstaltungen.

Der Kommers

Im grundsätzlichen Ablauf ähnelt der Kommers einer Kneipe. Allerdings findet ein Kommers in weitaus umfangreicherem Rahmen statt und wird zu feierlichen Anlässen durchgeführt. Hier finden sich nicht nur Chargierte der veranstaltenden B!, sondern auch solche anderer Korporationen ein. Mittelpunkt eines Kommerses ist die Festrede. Der präsidierende Chargierte sorgt für den geordneten Ablauf nach althergebrachtem Zeremoniell. Ein Kommers ist im allgemeinen fester Bestandteil jeder korporativen Großveranstaltung und bildet den festlichen Höhepunkt. Anlässe können unterschiedlichster Art sein. So wurden beispielsweise zum tausendjährigen Bestehen Österreichs Millenniumsfeierlichkeiten veranstaltet, in deren Verlauf neben der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Thematik durch ein Symposion auch die gesellschaftliche feierliche Komponente, unter anderem in Form eines Kommerses, Ausdruck fand.

Kommerse werden häufig in der Öffentlichkeit als Treffen extremistischer Burschenschafter interpretiert, die einer politischen Demonstration dienen. In Wahrheit handelt es sich hierbei um rein gesellschaftliche, traditionelle Formen besondere Anlässe in angemessener, feierlicher Art und Weise zu begehen. So verstehen es die Burschenschaften in Verbundenheit und Brauchtum und Tradition, abseits kurzlebiger Zeitströmungen, Feste zu feiern.

Das Stiftungsfest

Der Höhepunkt im Jahreslauf jeder Burschenschaft ist das Stiftungsfest, das aus Anlaß der Gründung der jeweiligen Burschenschaft gefeiert wird. Für gewöhnlich drei Tage treffen sich Aktive, Inaktive und Alte Herren samt Familien, um dieses Fest gebührend zu begehen. Sämtliche Veranstaltungen dieses Stiftungsfestes werden in Couleur besucht, das heißt, mit Band und Mütze und angemessener Kleidung. Zu Beginn findet der Begrüßungsabend statt. Die Alten Herren werden willkommen geheißen, und ein Wiedersehen mit selten anwesenden Bundesbrüdern wird gefeiert.

Tags darauf wird der Farbenbummel abgehalten. Man trifft sich an ausgesuchten Orten mit den Bundesbrüdern und auch Mitgliedern anderer Korporationen, um gemeinsam durch die Stadt zu bummeln und in der Öffentlichkeit Couleur zu zeigen. Nach diversen Beratungssitzungen (Konventen), die in diesem Fall einer Jahreshauptversammlung gleichkommen, geht es abends zum Festkommers, dem feierlichen Höhepunkt des Stiftungsfestes.

Je nach Bedeutung des Stiftungsfestes, also nach Anzahl der zu feiernden Jahre des Bestehens, findet diese Veranstaltung in entsprechenden Räumlichkeiten statt. Die Leitung obliegt wiederum den in Wichs gekleideten Chargierten, wobei zusätzlich auch Chargierte anderer Korporationen die Chargentafel bilden können. Im Mittelpunkt steht meist eine von einem erfahrenen Bundesbruder gehaltene Festrede. Mitglieder eingeladener Korporationen bedanken sich in der sogenannten Redefreiheit vor der Corona (Festversammlung) für die Einladung und überbringen ihre Glückwünsche. Auch auf dem Festkommers werden studentische, dem Anlaß entsprechende Lieder gesungen. Zu runden Stiftungsfesten ist eine Ehrung der verstorbenen Bundesbrüder, sowie eine zusätzliche Rede eines Mitglieds der Aktivitas üblich.

Abschluß des Stiftungsfestes bildet am letzten Tag der Exbummel (Ausflug), der die verbleibenden Teilnehmer an einen gemütlichen, im Umland der Universitätsstadt gelegenen Ort führt. Die Bundesbrüder verbringen dort den Tag gemeinsam mit ihren Familien und lassen in ungezwungener Stimmung das Stiftungsfest ausklingen.

Politische Veranstaltungen

Die Burschenschaft ist bestrebt, ihren Mitgliedern, vor allem den jüngeren, ergänzend zur fachlichen Ausbildung des Studiums eine gediegene Allgemeinbildung zukommen zu lassen.

Dies umso mehr, da in den letzten Jahrzehnten umfassende Bildung im Sinne eines Studiums generale von den Universitäten mehr und mehr vernachlässigt wurde. Hier versucht die Burschenschaft, auch abseits des Zeitgeistes und jenseits von "political correctness", einen akademischen Ausgleich zu schaffen.

Zu diesem Zweck gibt es folgende Einrichtungen:

  • Burschenschaftliche Abende (abgekürzt BA) sind interne Vorträge zu geschichtlichen, politischen, wirtschaftlichen, philosophischen, ökologischen und vielen anderen Themen. Im Anschluß an die Vorträge finden in der Regel lebhafte Diskussionen statt, welche die Meinungsbildung in der B! fördern. Ebenso breit gestreut wie das Spektrum der Themen ist die Vielfalt der Referenten. Neben Fachleuten aus Wirtschaft, Politik oder dem Universitätsbereich sowie Alten Herren wird auch jungen Burschenschaftern die Möglichkeit gegeben, Erfahrung in der Ausarbeitung und im Vortrag von Referenten zu sammeln. So muß jeder Fux, bevor er Bursch wird, einen "Burschenvortrag" zu einem selbstgewählten Thema halten.

  • Durch Vorträge in der Öffentlichkeit, zumeist in den Räumlichkeiten der Universität, werden Themen von allgemeinem Interesse sachlich behandelt und besprochen. In diesem Rahmen stellen sich die Burschenschafter auch der öffentlichen Diskussion. Dies gilt um so mehr für Podiumsdiskussionen, da hier mehrere Referenten zu einem Thema Stellung beziehen und dadurch eine breite Meinungsvielfalt gegeben ist.

  • Symposien sind festliche Vortragsreihen zu einem besonderen Anlass (z.B. "1000 Jahre Österreich"), die öffentlich, gewöhnlich auch auf universitärem Boden, abgehalten werden. Bei diesen Veranstaltungen ist die B! bemüht, hochrangige Wissenschaftler und Fachleute als Vortragende zu gewinnen.

  • Mittels Flugblättern und Informationsständen wollen wir auf aktuelle Probleme aufmerksam machen. Weiters werden dadurch burschenschaftliche Standpunkte einer breiten Öffentlichkeit zur Kenntnis gebracht.

Weitere Veranstaltungen

  • Bälle: Auch in der Ballsaison ist die Burschenschaft nicht untätig. So veranstalten beispielsweise die Vereinigungen der nationalfreiheitlichen Korporationen der jeweiligen Hochschulorte zu Jahresbeginn Akademikerbälle, die sich großer Besucherzahlen erfreuen. Aus ganz Österreich und Deutschland reisen Mitglieder verschiedenster Korporationen an, um an diesen gesellschaftlichen Höhepunkten im Verbindungsleben teilzunehmen. 

  • Bummel: In der warmen Jahreszeit findet mindestens einmal im Monat der sogenannte Bummel statt. Bei dieser Gelegenheit spaziert man in Farben (mit Band und Mütze) zwanglos entweder durch die Stadt oder trifft sich an der Universität.

  • Chargieren: Vor allem zu festlichen Anlässen auf der Universität (z.B. bei Promotionen, Sponsionen und Inaugurationen) präsentieren sich die Burschenschaften mit Chargierten. In der Regel treten zwei Mann in Wichs auf. Durch das Chargieren wird die oft eingeforderte Verbundenheit und der Respekt vor der Universität und ihren Würdenträgern zum Ausdruck gebracht. Bei Hochzeiten und Begräbnissen werden aus dem Kreis der Bundesbrüder gleichfalls Chargierte gestellt.

  • Zwanglose Feste: Es ist ein Anliegen der Burschenschaften, den Studenten Einblick in eine Korporation zu gewähren, um ihnen die Möglichkeit zu schaffen, sich selbst frei von Vorurteilen ein Bild vom Wesen akademischer Verbindungen zu machen. Zu diesem Zwecke veranstalten Burschenschaften neben öffentlich bekannt gemachten Vortragsabenden auf den Universitäten auch allgemein zugängliche, zwanglose Feste, bei denen dem interessierten und offenen Studenten so manches Vorurteil aus dem Wege geräumt werden kann.

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